Du musst dich nicht vor die Kamera stellen um eine Geschichte zu erzählen. Es muss noch nicht mal mit einem Hörbuch oder Text gearbeitet werden, denn Storytelling ist bereits durch ein einzelnes Bild möglich. Oder eine Serie von Bildern, die z.B. über ein Jahrzehnte altes Fotoalbum entstanden ist und auf Instagram veröffentlicht wird.
Die Zielgruppe bestimmt den Kontext
Der große Vorteil, wenn du selbst in Person dein Storytelling anwendest ist die Entstehung von Vertrauen. Trittst du glaubwürdig und authentisch vor die Kamera, sorgst du für eine persönliche Bindung zum Zuschauer, die von Vertrauen und Respekt geprägt wird.
Schauen wir uns ein Beispiel an, wenn du stattdessen einen Schauspieler engagierst, der es schafft ebenfalls authentisch zu bleiben. Coca Cola setze dazu nach der WM 2015 Manuel Neuer ein und schafft es insbesonders bei ihrer jungen Zielgruppe, dass der Spruch „vielleicht bin ich gar nicht deine Freundin, sondern Manuel Neuer“ die Runde machte.
Obwohl sich der Torwart für den Werbespot nicht verbiegen musste, was sein Glaubwürdigkeit angeht, kann sich jeder denken, dass vor allem die Gage seine Motivation ausmachte, den lustigen Film zu produzieren, der seine Popularität zudem noch positiv förderte.
Ein anders Beispiel für gutes Storytelling bietet der #issso Werbespot von Edeka, der vom Traum einer Veränderung handelt. Der Film ist besonders gut zu konsumieren, weil schlechte Ernährung und Fettleibigkeit für viele Menschen als Schmerz einleuchtend ist.
Auf der anderen Seite gibt es da „den Traum vom Fliegen“. Der Protagonist in dieser Story wollte wie ein Vogel fliegen können und begegnete auf seiner Reise Frustration, bis er die Beeren entdeckte, die es ganz zufällig auch bei Edeka zu kaufen gibt. Mit der Erkenntnis, sich wie ein Vogel von Beeren zu ernähren, konnte er seinen Traum verwirklichen.
Immer wenn wir einer Geschichte besonders interessiert folgen, identifizieren wir uns selbst mit der Hauptfigur. Die bunte Mischung aus Emotionen, wie z. B. die verachtenden Blicke der Leute, die Umsetzung der Vision, die Erkenntnis über gesunde Ernährung, der ekelhafte grüne Brei, der Hund oder die konservative Familie, erwecken bei jedem Zuschauer ganz andere Emotionen.
Emotionen im Storytelling
Die emotionale Bilanz entscheidet am Ende beim jedem Zuschauer individuell, wie gut der Film angekommen ist. Deshalb ist es für deine Story besonders wichtig, wen du ansprechen und erreichen möchtest.
Durch welche Strategie du einen beteiligten Zuschauer zum Betroffenen machst. Schau dir nochmal deine angegebenen Lieblingsfilme aus der vorherigen Übung an um zu prüfen, in welcher Art und Weise du dich mit den darin enthaltenen Hauptfiguren identifizierst.
Dein Vorteil ist, dass du keine Sache, sondern eine Person aus Fleisch und Blut bist. Sobald du es schaffst Zuhörer zu gewinnen und zu fesseln, wird deiner Erzählung automatisch mehr Respekt und Vertrauen beigemessen als einem künstlichen Film, in dem die Schauspieler emotional anonym bleiben. Nur wer Manuel Neuer persönlich näher kennt kann sich denken, wie er sich in der CocaCola Rolle emotional selbst erlebt hat.
Besucher deiner Website haben allen Grund dir zuzuhören, weil sie deine Bühne ist. Du bist der Hirte und bestimmst was mit den Schafen passiert, die sich auf deiner Weide verirrt haben. Es wird ihnen gut bei dir gehen, wenn ihnen dein Storytelling gefällt. Ansonsten steht jedem frei die Website wieder zu verlassen. Damit du deine Besucher halten kannst, musst du klar kommunizieren, interessant und glaubwürdig sein. Wie du Interesse weckst schauen wir uns später an, während für deine Glaubwürdigkeit Authentizität wichtig ist.
Die Kunst besteht nicht in einer Summierung, sondern in einer Vorbereitung von Pointen. Künstler, denen wenig einfällt, sind nicht selten die erfolgreicheren.
Sigmund Graff
Eine gute Metapher zur Authentizität bietet dabei der Schäferhund. Wenn du ihm authentisch sagst was du willst, wird er motivierter sein als bei einem Befehl, den du gar nicht so meinst. Storytelling hilft dir also auch selbst dabei zu fühlen, um deine Worte emotionsgeladen abzufeuern.
Schau dir jetzt die Werbespots an und gib sie als Übung mit deinen eigenen Worten wieder, während du die Stellen besonders akzentuierst, die dich emotional bewegt haben. Sollte das für keinen der Beispiele zutreffen, finde an anderer Stelle passende Filme, die deine Emotionen in Schwung bringen.
Authentisches Storytelling
Um den richtigen Kontext zu finden musst du deine Zuhörer lieben! Dein aufrichtiges Interesse an den Menschen, die für deine Story in Frage kommen hilft dir, jeden einzelnen Zuschauer zu begeistern. Auch ein König interessiert sich für sein Volk und wird dadurch erfolgreich, dass sich sein Volk auch für ihn interessiert.
Suche deshalb keinen Kontext, welcher für die meisten deiner Kunden vermeintlich interessant wäre, sondern finde die für beide Seiten interessante Schnittmenge.
Erfolgreiche Könige lügen und betrügen nicht — warum sollten sie? Entscheide dich für eine Geschichte wie für ein Geschenk, welches du den Zuhörern mitbringst, die du besonders magst.
Nicht weil sie die lukrativsten Kunden sind, sondern weil du dich wirklich für sie interessierst. Ja, genau dich meine ich! Auch der lukrative Teil der Zuschauer wird dir dann folgen, weil deine Story ganz automatisch für alle spannend wird.
Sprich die Zielgruppe deiner Geschichte frei an
- Als Personal Brand (oder Person hinter der Marke) baust du eine persönliche Bindung mit deinem Zuschauer auf, die von Vertrauen und Respekt geprägt wird.
- Ein Image-Film transportiert deine Story, verrät aber nichts über dich.
- Schauspieler können Marken nicht als Persönlichkeit verkörpern.
- Nutzt du die Website als Bühne, erfährt der Besucher wie du dich mit deinem Unternehmen identifizierst.
- Kontaktfreudige Menschen wirken sympathisch, weil wir es wertschätzen, wenn sich andere für uns interessieren und dafür sorgen, dass es uns gut geht.
Aufgaben zur Zielgruppendefinition im Storytelling
- Bei welchem Zuhörer macht es dir besonders Spaß, deine Geschichte zu erzählen?
- Wen willst du mit deiner Story erreichen und welche Wortwahl ist dazu erforderlich?
- Was solltest du bei dieser Zielgruppe vermeiden, damit du dich nicht unbeliebt machst?
- Welcher deiner Kunden würde sich als Hauptfigur in deiner Geschichte eignen?
- In welcher Situation und Stimmung kommst du bei anderen Menschen besonders gut an?
- Welcher Kontext und welche Story könnte für dein Unternehmen interessant sein?
- Welche Fragen könnten aufkommen, wenn man dich vor der Kamera sprechen sieht?
- Welche Macken oder Eigenarten könnten dich als Personal Brand auszeichnen?