Jeder kann eine Story erzählen, wenn er wirklich will. Dieser Bonusteil soll dir helfen es besser zu machen. Der Unterschied, ob du live auf der Bühne einer Veranstaltung etwas erzählst, oder in einem geschlossenen Studio in eine Kamera redest, ist gar nicht so groß, wie du im Folgenden sehen wirst. Die live Bedingungen vor einem Auftritt führen natürlich meist durch das Lampenfieber nochmal zu einem höheren Stress Level, da man die Aufnahme der Kamera einfach löschen und neu starten kann.
Sprechen vor der Kamera
Ein erfolgreicher Auftritt lässt sich in beiden Fällen etwa so wiedergeben:
- Es kommt jemand positiv gestimmt auf die Bühne oder ins Kamerabild, vielleicht mit einem Lächeln oder einer besonderen Ausstrahlung, die für Interesse sorgt.
- Der Sprecher baut in seiner Ansprache eine Beziehung zum Publikum auf, sorgt für Interesse und bedient die Neugierde.
- Durch eine polarisierende Erscheinung, seine paraverbale und inhaltliche Aussage, lässt sich seine Charaktere schnell in eine Schublade stecken, für die der Zuhörer fortlaufend nach Bestätigung sucht. Bei Übereinstimmung führt das bei jedem Einzelnen individuell zum Vertrauens- und Sympathieaufbau.
- Die Beziehung zum Sprecher wird weiter auf die Probe gestellt, wenn die Relevanz der Inhalte für jeden individuell bewertet werden. Zudem stellt sich der Zuhörer die Frage, ob der Sprecher überhaupt auch über die Autorität und Kompetenz verfügt, zu dem Thema etwas zu sagen. Die Inhalte der Rede können deshalb strategisch gewählt werden:
➡️ Trägt der Sprecher seine Story vor, baut er für einen erfolgreichen Vortrag immer wieder Elemente ein, um die positive Stimmung zum Publikum aufrecht zu halten. Da Menschen Bestätigung lieben, kann er etwa durch Lob der Zuhörer seine Sympathie stärken, oder Standpunkte vertreten, mit denen sich die Mehrheit identifiziert.
➡️ Seine Autorität lässt sich durch Zahlen aus Studien untermauern, deren Quelle für die Zuschauer akzeptabel ist.
➡️ Zeigt sich der Sprecher mit prominenten Experten, wird seine Kompetenz durch den Halo-Effekt verstärkt.
➡️ Der Zuhörer kann sich anhand von Beispielen mit einer Situation identifizieren, die dazu führt, dem Vortrag mehr Relevanz beizumessen. - Durch den geschickten Dramaturgischen Aufbau gewinnt der Sprecher die Aufmerksamkeit und baut einen Spannungsbogen auf, der dazu führt, dass seine strategischen Inhalte nicht als solche wahrgenommen werden.
- Die Struktur seines Vortrages bringt Kernaussagen hervor, die im Kontext der Ausführung für Zustimmung sorgt und gleichzeitig einen emotionalen Effekt erschafft.
- Der Sprecher trifft seine Zuhörer optimal durch exakt drei Kernaussagen, da die menschliche Logik diese als akzeptable Struktur auffasst, wie bereits in der antiken Dichtung erkannt wurde.
- Der emotionale Zustand des Sprechers entscheidet über die Details seines Vortrags, wobei ihm die Kernaussagen als Zwischenziele dienen.
- Ein gelungenes Ende verbindet die Kernbotschaften zu einer Pointe und erfüllt die Erwartungen der Zuhörer. Die Neugierde wird befriedigt, Versprechen werden eingehalten und erlebte Emotionen wirken bereichernd. Sieht der Sprecher eine Handlungsaufforderung vor, verstärkt sein Storytelling die Wirkung des Appells.
Ein Redner sitzt als Erzähler auf dem Fahrersitz und nimmt sein Publikum mit auf eine Reise. Diese führt aber nicht zu ihm selbst, etwa wo er heute steht oder einmal ankommen wird, sondern zu etwas von höherer Relevanz, das für seine Zuhörer einen inspirierenden Mehrwert bietet. Die Pointe und der Schlusssatz, machen eine Rede bezahlt, weil der Effekt am Ende den ganzen Aufwand rechtfertigen, die für die Geschichte, das Studio oder die Veranstaltung nötig sind. Eine gute Pointe bleibt LEBENSLANG in Erinnerung!
Augenkontakt mit der Kamera
Während ein Sprecher vor der Kamera fortlaufend in das Objektiv sehen sollte, wahrt ein Redner auf der Bühne den Augenkontakt mit dem Publikum. Häufig fällt die Interaktion mit der Kamera auch dabei wieder leichter, da Augenkontakt auch Bühnen technisch oft gar nicht möglich ist. Die Sichtung von aufmerksamen Augen im Publikum muss erst einmal gelingen, wobei Scheinwerfer häufig dafür sorgen, dass der Redner von oben nur eine grelle Masse wahrnimmt.
Stell dir vor, du würdest deine Geschichte einem guten Freund erzählen, falls du Probleme hast in die seelenlose Kamera zu sprechen. Wenn du alle ansprichst erreichst du niemanden. Konzentriere dich deshalb lieber auf eine bestimmte Person, der du als Kamera repräsentiert, begeistert deine Geschichte erzählst. Du kannst sogar mit ihr flirten, um eine noch engere Beziehung herzustellen.
Storytelling mit Persönlichkeit
Anders als auf einem Foto erhält man im Video einen tieferen Einblick in deine Persönlichkeit. Dieser muss stimmig und authentisch rüber kommen. Ein in sich gekehrter Denker kann sich nur schwerlich mit „Tschakaaa, wir schaffen das!“ inszenieren, um ein Team von 600 gestandenen Verkäufern zu motivieren. Auf der anderen Seite gilt es vor der Kamera aber auch, genau wie auf der Bühne, den Zuschauer durch leichte Übertreibungen bei der Stange zu halten. Die Bühne bietet dir viel Raum, der erst einmal gefüllt werden muss. Genau das erwartet ein Publikum, auch wenn die natürlich Reaktion eines Menschen wäre, der nicht als Showmaster bereits abgestumpft ist, aufgeregt und verängstigt zu sein. So wollen dich deine Zuschauer aber nicht sehen, sondern sie erwarten unterhalten zu werden und eine Story zu hören, die ihnen Klarheit bietet.
Inszeniere deine Videoansprache
Deshalb ist es wichtig, sich vor der Kamera ein Stück weit zu inszenieren. Der Mehrwert für den Zuschauer muss dabei im Vordergrund stehen. Ein Business-Jesus trägt nicht nur langes Haar um sich selbst zu definieren, sondern hilft dadurch auch seinem Publikum ihn glaubwürdig zu sehen. Würde der Investment-Punk Gerald Hörhan als normaler Banker mit Nadelstreifenanzug auftreten, wäre das Missbrauch am Namen, auch wenn er tatsächlich unkonventionelle und rebellische Wege einschlägt, was seine Investitionsstrategien anbelangt. Wichtig ist deshalb immer, dass deine Inszenierung so zu dir passt, wie du dich selbst definierst. Bist du eher laut oder leise, provokant oder lustig — ein unscheinbarer Nerd oder vielleicht ein Freak mit extremen Potential? Zeig es.
Selbst zurückhaltende Inszenierungen werden dir helfen, deine Marke und Positionierung authentisch zu vertreten. Mario Barth trug z. B. in den Anfängen seiner Karriere ein einfaches T-Shirt in gelb, in dem er sich wohl fühlte und authentisch war. Durch die Aufschrift „Frau Deutsch, Deutsch Frau“ wusste man jedoch sofort, wie er als Comedian positioniert ist, selbst wenn man ihm nur wenige Minuten zuhörte. Gute Sprecher zeigen Ecken und Kanten in ihrer Inszenierung, getreu dem Motto: Jede Marke hat ein Makel.
Bringe die Videobotschaft auf den Punkt
Gelingt es dir heraus zu stellen wofür du stehst und wofür nicht, wirst du bei deinen Zuhörern stärker polarisieren und besser in Erinnerung bleiben. Gerade überspitzte oder provokant darstellte Pointen zeigen die mächtigste Wirkung, durch die sich Aha-Momente und Impulse setzen lassen. Unterhalte dein Publikum, indem du dich etwas größer machst, als du eigentlich bist. Das ist schließlich die Aufgabe für den, der auf der Bühne steht. Dort oben gibt es keine Gemeinschaft, wie sie im Büro unter Kollegen von dir gefordert wird. Sieht man dich auf der Bühne oder im Video, bist du wie ein König, der sein Volk anhand von Storytelling weiter bringt. Würden sich Theaterschauspieler in ihrer Rolle nicht etwas größer machen, würden die Leute auf den hinteren Reihen einschlafen. Es ist dabei egal, ob du in die Kamera sprichst oder auf der Bühne stehst. Der Raum, der dir dadurch geboten wird, muss erst einmal ausgefüllt werden.
Der Einstieg deiner Rede gelingt am besten mit einem Versprechen an den Zuhörer, welches einen überraschenden Effekt mitbringt. Ein Website Besucher kann sich denken, dass es am Ende die Möglichkeit gibt, über ein Kontaktformular seine Anfrage abzusenden. Startest du dagegen mit einer Musterunterbrechung wie „Wissen Sie was ich hasse wie die Pest?“, entsteht die Frage „Was will der denn?“. Warum wird man als netter Besucher so von dir angefahren?
Freie Rede beim Sprechen vor der Kamera
Versuche deine Geschichte anhand von Stichwörtern frei zu erzählen, denn du kannst auswendig gelernte Texte nur schlecht lebhaft wiedergeben. Ein Telepromter lässt sich gut für sachliche Informationen nutzen, wie ich das mit diesen Inhalten hier mache, beim Storytelling ist er jedoch kontraproduktiv, da Emotionen wichtiger sind als die Vollständigkeit von dem, was du erzählen willst. Vollständigkeit lässt sich mit freier Rede nicht vereinbaren.
Deine Kernaussagen bilden die Ausnahmen. Lerne diese genau wie die ersten und letzten paar Sätze inklusive deiner Pointe auswendig, damit du die Magie dieser Worte nicht abschwächst. „Ähh’s“ und Pausen sollten an diesen kritischen Stellen deiner Rede vermieden werden.
Fazit: Ein Stichtwortsystem zur freien Rede macht deinen Auftritt vor der Kamera professionell
Im eigentlichen Inhalt deiner Erzählung sind diese dagegen weniger schlimm. Nutze ein Stichwortsystem anhand eines Mindmap-Stern, damit du die einzelnen Themenblöcke besser in Erinnerung behältst. Eine optimale Struktur erlaubt dir dabei die Reihenfolge zu verändern, damit dein Vortrag durch freie Rede mehr Individualität erhält.